Gedanken und Gebete

Das Füreinander-Einstehen und das Füreinander-Beten gehören zum Wesentlichen des christlichen Glaubens und somit zum Inhalt des christlichen Gottesdienstes. Dieser ist nie "privat", vielmehr immer "offen" für andere. Sooft sich Christinnen und Christen zum Gottesdienst versammeln, tun sie dies im Namen der Kirche und beten stellvertretend für Kirche und Welt.
Seit den Anfängen der ökumenischen Bestrebungen im 19. Jahrhundert hat das Gebet um die Einheit der Christen (vgl. Joh 17) einen wichtigen Platz.

Ergänzend ist im Hinblick auf das christlich-jüdische Gespräch und den Dialog der Religionen Abrahams das Gebet um ein gutes Miteinander der drei monotheistischen Religionen - Christentum, Judentum und Islam - hinzugekommen.
Die Katholische Kirche Göttingen als Ganze bringt diese Gebetsanliegen u.a. im Gottesdienst zum Neujahrsempfang und bei der Fronleichnamsprozession zur Sprache.

Fürbitten

zur Ökumene und zu den "Religionen Abrahams"

A. Zum Dialog der Religionen Abrahams

Segne die Kontakte zwischen den Religionen Abrahams, damit diese gemeinsam zum Frieden zwischen Völkern, Kulturen und Religionen beitragen.

Lass alle, die den Einen Gott bekennen, die Zeichen der Zeit erkennen und glaubwürdige Zeugen deiner Gegenwart sein.

Segne den Göttinger Runden Tisch der Religionen Abrahams für das interreligiöse Gespräch. Hilf, dass wir in der anderen Religion Positives und Bereicherndes sehen und auf diese Weise zum Frieden zwischen Religionen und Kulturen beitragen.

Lass alle, die als die Nachfahren Abrahams dich, den Einen Gott, bekennen, die Zeichen der Zeit erkennen Vergib, wo Religionen, Konfessionen und besonders unsere Kirche hinter diesem Anspruch zurückgeblieben sind.

Für die Verantwortlichen in den Religionen der Welt: Dass sie Toleranz und Gerechtigkeit üben, für eine menschenwürdige Gesellschaft eintreten und über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg das Gespräch suchen.

Für die Muslime mit ihren Familien unter uns: Hilf, dass viele von ihnen in der neuen Moschee einen Ort finden, wo sie ihren Glauben leben und vertiefen können. Ermutige uns zu guter Nachbarschaft.

B. Zum christlich-jüdischen Dialog

Lass Juden und Christen aus ihrer gemeinsamen Wurzel heraus tätige Zeugen für den einen Gott des Lebens sein.

Für unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger: Hilf uns, an einem Klima des Miteinanders mitzuwirken, in dem sie angstfrei und anerkannt leben können.

Für unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Region Göttingen 70 Jahre nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938: Lass sie Dich, den Einen und Ewigen, in ihrer neuen Synagoge loben und schenke der Jüdischen Gemeinde Wachstum und Sicherheit in Frieden.

Für unsere üdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger: Lass die jüdische Gemeinde in ihrem Zentrum, ihrer neuen Synagoge, in unserer Stadt eine gesegnete Zukunft haben.

C. In den Anliegen der Ökumene

Mache die christlichen Kirchen frei von Abgrenzungsversuchen und offen für eine Ökumene, in der die gemeinsamen Kernwahrheiten gemeinsam bezeugt und gelebt werden.

Schenke den christlichen Kirchen den Geist der Geschwisterlichkeit, damit sie ein Sprachrohr sind für Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden.

Bewege die kirchlichen Entscheidungsträger, in der Ökumene das Einende aktiv zu suchen.

Sammle die christlichen Kirchen im einen Haus der Ökumene und schenke im Miteinander neue Impulse, die auf dem Weg der Versöhnung voranbringen.

Bewege die verschiedenen christlichen Kirchen, miteinander umzugehen im Geist der Liebe und hinzuwachsen zu einer versöhnten Verschiedenheit, auf die viele Menschen warten.

Für die christlichen Kirchen in Göttingen:Stärke die Ökumenischen Beziehungen und mache Christinnen und Christen bereit, zuerst das Einende und nicht das Trennende zu suchen.

Führe deine Kirche, die in so viel fältigen Formen und Weisen in deiner Welt existiert, auf dem Weg zur Einheit.

Für die Christenheit, die immer noch in viele Kirchen gespalten ist: Um respektvollen Umgang miteinander auf dem gemeinsamen Weg, den Gott durch das Geschenk der Einheit segnen möge.

Belebe mit deinem Geist die Verantwortungsträger unserer Kirche, dass sie offizielle und lebbare Antworten finden für die ungelösten Fragen im Miteinander der christlichen Kirchen.

Wir bitten für die Christen, dass sie unermüdlich nach sichtbarer Einheit suchen.

Gott, du bist anwesend, wo zwei oder drei in deinem Namen versammelt sind. Schau auf die christlichen Kirchen in unserem Land. Erneuere sie mit der Hilfe von Menschen, damit sie ein Ort sind, an dem viele Geborgenheit, Hoffnung und Zukunft finden. Mache sie, aber auch jeden von uns, vergebungsbereit für alle begangenen Fehler und schenke Mut und Freude zu neuen gemeinsamen Wegen.

Geist der Einheit,versöhne die gespaltene Christenheit. Gib uns die Weisheit zu bewahren, was recht und gut ist, doch gib uns auch die Gnade, Dinge aufgeben zu können. Lass uns deine Offenheit, deine Weite und deine Herrlichkeit erahnen, dass alles Kleinliche von uns abfällt und wir in Demut und Liebe zur Einheit in Vielfalt zusammengeführt werden.

Für uns Gläubige in den christlichen Gemeinden vor Ort angesichts ungewisser Veränderungen: Dass wir uns unserer Taufe bewusst bleiben, unsere Glaubenszuversicht nicht verlieren und an dem ökumenischen Haus bauen, in dem jede und jeder einen Platz findet.

(Quelle: Fürbitten u.a. zur Fronleichnamsprozession und zu den Neujahrsempfängen der Katholischen Kirche im Dekanat Göttingen1995 ff.)

Ein Holzkreuz in einer Hand.

 Im Sinne des geistlichen Ökumenismus verfasste Sr. Eucharis Gysi OSB, Benediktinerinnenabtei vom Heiligen Kreuz Herstelle, zur Göttinger Fronleichnamsprozession 1996 u.a. ein Gebet.
(Gebet von Sr. Eucharis Gysi OSB)

Sei du in unserer Mitte

Herr, wir bitten Dich:
Sei Du in unserer Mitte
und überlass uns nicht uns selbst.
Schaff Deiner Liebe Raum bei uns:
in Deiner Kirche,
in unserem Leben,
in dieser Welt,
in all unserem konkreten Miteinander.

Schaff Deiner Liebe Raum
und hol uns so hinein in Deine Liebe,
dass wir in ihr auch zueinander finden.
So wie Du selber es für uns erbeten hast:

"Vater,
sie sollen eins sein, wie wir eins sind,
ich in ihnen und du in mir.
So sollen sie vollendet sein in der
Einheit, damit die Welt erkennt,
dass du mich gesandt hast
und die Meinen ebenso geliebt hast
wie mich." (Joh 17,22 ff.)

S. Eucharis Gysi OSB, Abtei vom Heiligen Kreuz Herstelle: Gebet zur Fronleichnamsprozession 1996 in Göttingen