Koordinierungsstelle Altenheimseelsorge

Gottesdienst im Wohnbereich

Von Beatrix Michels

Erwartungsvoll sitzen 11 Männer und Frauen um einen langen Tisch im Wohnbereich 13/14. Die Seelsorgerin Frau Michels geht von einem zum anderen und begrüßt sie mit Ihren Namen: „Guten Tag Frau Sch., mein Name ist Michels und ich möchte jetzt mit Ihnen allen hier im Raum einen Gottesdienst feiern“. Diesen Satz und die persönliche Begrüßung wiederholt sie bei jedem Bewohner. Die meisten lächeln, sagen „schön“ oder „ist gut“ oder „machen Sie mal…“.

Zunächst wird der Tisch gedeckt: „Wir decken jetzt den Tisch mit einer weißen Decke. Das tun wir immer, wenn wir ein Fest feiern, z. B. einen Geburtstag. Auch am Sonntag in der guten Stube legen wir eine weiße Decke auf den Tisch.“ Einige BewohnerInnen nicken und lächeln. „ Und auch in der Kirche, auf dem Altar, liegt eine weiße Decke. Dieser Tisch ist jetzt unser Gottesdiensttisch. Wir feiern jetzt hier ein kleines Fest; ein Gottesdienstfest! Wir schmücken unseren Tisch wie für ein Fest.“

Frau Michels holt eine Vase mit Blumen und stellt sie auf die weiße Decke. „Schön“ sagt eine Bewohnerin.

Dann holt Frau Michels eine Kerze und zündet sie an. „Wenn wir etwas feiern, zünden wir immer auch Kerzen an. Im Gottesdienst erinnert uns die Kerze daran, dass Jesus gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt““. Als Letztes wird ein Kreuz auf den geschmückten Tisch gestellt. „Das Kreuz erinnert uns daran, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen. Er hat ihm ein neues Leben bei sich geschenkt. Auch uns wird er einmal ein neues Leben schenken.“.

„Wir beginnen jetzt unseren Gottesdienst im Zeichen dieses Kreuzes: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Fast alle BewohnerInnen beten dieses vertraute Ritual mit. Einige versuchen, das Kreuzzeichen zu machen, fast alle falten die Hände.

Altenheimseelsorge: Eine Seelsorgerin bereitet den Gottesdienst vor.

„Wir singen jetzt ein Lied, das Sie bestimmt alle kennen: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren….“ Alle erhalten ein laminiertes DIN a 4 Blatt, auf dem in großer Schrift die Strophen 1, 2 und 5 abgedruckt sind. Auch wer nicht mehr gut sehen kann, singt laut und begeistert aus der Erinnerung mit. Mit einer kurzen Eröffnung verweist Frau Michels auf das Thema des Gottesdienstes: „Heute wollen wir Gott einmal besonders für unsere Hände danken. Wer mag, kann seine Hände einmal auf die Tischdecke legen, damit wir sie besser anschauen können. Wir können mit unseren Händen tasten, greifen, halten, streicheln, uns die Hand geben“. Bei jedem Begriff lädt sie die BewohnerInnen ein, das Gesagte mit ihr vorzuführen.

„Guter Gott, Du hast uns unsere Hände geschenkt. Mit ihnen können wir tasten und greifen, einander die Hand geben und uns umarmen. Wir danken dir für unsere Hände.“ Nun sind alle im Gottesdienst angekommen und es ist still geworden im Raum.

Frau Michels erzählt in eigenen Worten von Jesus: „Auch Jesus hat mit seinen Händen viel Gutes getan. Einmal war er auf einen Berg gestiegen, um zu beten.“

Sie faltet ihre Hände.

Ein Kruzifix, zwei Kerzen und Blumen auf einem Tisch.

„Als er wieder hinabgestiegen war, kamen viele Menschen. Sie wollten ihn hören und sich von vielen Krankheiten heilen lassen. Sie wollten ihn berühren, denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.“ (nach LK 6, 12, 17 – 19).

„Jesus hat mit seinen Händen viel Gutes getan. Er hat Menschen berührt und sie geheilt. Er hat sie umarmt und gesegnet. Er hat sie aufgerichtet und ihnen ihre Sünden vergeben.
Auch wir können mit unseren Händen Gutes tun. Wir können uns die Hände geben und uns begrüßen. Wir können uns trösten und in den Arm nehmen, wenn jemand traurig ist von uns. Wir können uns vorsichtig über die Hände oder über das Gesicht streicheln. Und wir können unsere Hände falten und beten. Das wollen wir jetzt miteinander tun. Wir beten: Vater unser im Himmel…“.

Alle beten das vertraute Gebet mit.

Anschließend vertieft Frau Michels noch einmal das Thema Hände in einem Dankgebet: „Guter Gott, Du hast uns unsere Hände geschenkt. Mit Ihnen haben wir in unserm Leben viel gearbeitet. Wir haben viel Gutes mit Ihnen geschenkt und empfangen. Wir danken dir für unsere Hände!“

Nach dem Gebet leitet die Seelsorgerin zum Segen über. „Jesus hat oft den Menschen seine Hände aufgelegt und sie gesegnet. Ich habe Ihnen etwas Wasser aus der Kirche mitgebracht, mit dem ich Ihnen den Segen Gottes zusprechen möchte. Sie geht zu jedem einzelnen und fragt: „Darf ich den Segen Gottes für Sie erbitten?“ Keine/r sagt nein. Mit geweihtem Wasser zeichnet sie jedem einzelnen das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn und sagt dazu: „Frau/Herr…Gott segne Sie im Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes.“

Die meisten nicken, strahlen, sagen Danke! oder auch einmal Amen. „Muss das sein? Fragt eine Frau? „Nein, das muss nicht sein. Wenn sie nicht mögen, ist das in Ordnung, ermutigt Frau Michels.

Zum Abschluss lädt sie ein: Wir beenden unseren Gottesdienst nun gemeinsam „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“. Noch einmal beten alle mit.
Auf der anderen Seite des Liedblattes steht das Lied: „Großer Gott, wir loben Dich“. Wieder singen fast alle laut und begeistert die ersten drei Strophen mit.

„Auf Wiedersehen, schön dass Sie bei unserem Gottesdienst waren“, verabschiedet Frau Michels sich nun von jedem persönlich. „Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal.“ „Auf Wiedersehen!“ und „Danke“ hört die Seelsorgerin noch beim Hinausgehen.

Weitere Informationen und auch Hospitationen sind nach Absprache möglich.