Ökumene im Gespräch mit Pfarrer Bernd Langer

In gewissen zeitlichen Abständen wird ein bekannter Christ / eine bekannte Christin zu Fragen der Ökumene Stellung nehmen.

Pfarrer Bernd Langer war von 1994 bis 1998 Diözesanjugendseelsorger. 1998 wurde Langer Pfarrer von St. Heinrich und Kunigunde, Göttingen-Grone, St. Marien, Dransfeld, und St. Hedwig und Adelheid, Adelebsen, zudem seit dem 1. Juli 2008 Pfarrer von St. Godehard, Göttingen. Mit Fusionierung dieser vier Pfarreien zur neuen Pfarrgemeinde St. Godehard (September 2008) wurde er deren erster Pfarrer.

Zur selben Zeit übernahm Bernd Langer das Amt des kommissarischen Dechanten des Dekanats Göttingen. Er ist Mitglied der Priestergemeinschaft Jesus-Caritas, die an das Charisma Charles de Foucaulds anknüpft, und war von 2003 bis 2009 deren Bundesvorsitzender. Im November 2011 wechselte Langer an die Pfarrei St. Marien nach Hannover. Dort übernahm er zudem die Aufgabe, das Internationale Katholische Zentrum, das die italienische, spanische und kroatische katholische Mission unter einem Dach beherbergt, aufzubauen.

Wie sind Sie persönlich mit dem christlichen Glauben und mit „Ihrer Kirche“ in Kontakt gekommen?

Ich bin in Hannover in einer schlesischen Familie aufgewachsen und habe den so genannten „Milieukatholizismus“ erfahren. Für uns war Kirchgang und Leben mit und in der Pfarrgemeinde selbstverständlich.

Unsere Gesellschaft ist mittlerweile eine offene Gesellschaft. Könnte das Christentum einen spezifischen Beitrag im kulturellen Wettbewerb um Moral, Werte und Glauben leisten?

Nach einem viel zitierten Wort des katholischen Verfassungsrechtlers Ernst Wolfgang Böckenförde lebt unsere Demokratie von Werten, die sie selbst nicht herstellen kann. Ohne das christliche Menschenbild ist unser Grundgesetz mit der Hervorhebung der Menschenwürde ebenso wenig zu verstehen wie unser moderner Sozialstaat ohne das Engagement christlicher Sozialethiker. Das Christentum mit seinem Gebot der Nächstenliebe drängt dazu, die Gesellschaft entsprechend zu gestalten – individuell wie gemeinschaftlich.

Deutschland als das „Land der Reformation“ bietet sich an als „fruchtbarer Acker“ für die Ökumene zwischen den christlichen Kirchen. Wie sehen Sie das?

Ökumene ist für die Glaubwürdigkeit der Kirchen notwendig. Da in Deutschland die Großkirchen etwa gleich stark sind, hat ein Dialog auf gleicher Augenhöhe gute Chancen.

Kurz gefasst: Welche „Theologischen Knackpunkte“ auf dem Weg zueinander gibt es Ihrer Meinung nach zwischen den christlichen Kirchen?

Das Menschen-, das Gottes- und das Kirchenbild sind in der katholischen Kirche und in den evangelischen Kirchen sehr unterschiedlich. Das hat Konsequenzen für das Amtsverständnis und für die Bedeutung der Eucharistie. Das Trennende kann überwunden werden.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Basis in den Gemeinden ökumenisch weiter ist als Kirchenleitungen und Theologen, und reagieren mit Unverständnis. Wie beurteilen Sie die Situation?

Ich habe leider nicht den Eindruck, dass sich die viel beschworene Basis mit der ökumenischen Frage groß beschäftigt. „Ökumenisch weiter“ sein heißt für mich, mehr mit Jesus Christus verbunden zu sein und dies auch bewusst zu wollen.

Würden Sie uns einige Ihrer positiven Erfahrungen mit Ökumene mitteilen?

Ich denke immer gern an die ökumenischen Bibelabende in Dransfeld zurück. Die Art und Weise, wie das Abendmahl in der evangelischen Kirche ausgeteilt wird, hat mich in meiner diesbezüglichen Praxis sehr geprägt.

Welches ökumenische Wort oder Zitat schenken Sie Christinnen und Christen in der Region Göttingen?

„Wenn die Kirchen der Menschheit noch einmal das Bild einer zankenden Christenheit zumuten, sind sie abgeschrieben“, schrieb Alfred Delp im Gefängnis 1944/45.

Die Fragen stellte Ulrike Saul (Oktober 2008).