Vortrag zu Wehrhaftigkeit und Resilienz in der khg
Einen Vortrag zum Thema Wehrhaftigkeit und Resilienz - Anforderungen an die Demokratie in der Polykrise hat Prof. Dr. Tine Stein in der katholischen Hochschulgemeinde Göttingen (khg) gehalten. Polykrise bedeutet, dass mehrere Krisen gleichzeitig auftreten, die einander verstärken. Dazu gehören unter anderem derzeit die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine.
Prof. Dr. Tine Stein ist Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie und Ideengeschichte am Institut für Politikwissenschaft an der Georg-August-Universität in Göttingen. Zudem hat sie die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der Katholiken im Rahmen des Synodalen Wegs im Forum Macht und Gewaltenteilung beraten.
Stein erklärte den rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass es durch die Polykrise und die damit verbundene demokratische Rezession zu Verschiebungen von Demokratien hin zu autoritären Staaten geben kann. Dieses würde sich mittlerweile auch auf etablierte Demokratien beziehen. „Es gab seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschiedene Krisen, diese konnten aber in Schach gehalten werden“, sagte Stein. Doch derzeit schwinde das Vertrauen in die Demokratie, dies zeige sich auch daran, dass immer weniger Menschen bereit seien, sich politisch zu engagieren. Die Gründe hierfür seien vielfältig: Unzufriedenheit mit Entscheidungen der Regierung, das Gefühl selektiver Repräsentation in den Parlamenten, Ablehnung der freiheitlichen Haltung sowie das Gefühl von Unsicherheit und Verlust.
„Wir können ein Abrutschen in Autorität verhindern“, wandte Prof. Dr. Tine Stein sich an die Zuhörerinnen und Zuhörer. Hierzu gebe es das Prinzip der wehrhaften Demokratie. Dieses geht zurück auf Karl Loewenstein. „Es gibt in Deutschland hohe Hürden für ein Parteiverbot, doch als letztes Mittel müssen Parteiverbote möglich sein“, sagte Stein. Doch nicht nur Wehrhaftigkeit, sondern auch Resilienz sei notwendig. Resilienz bedeutet unter anderem eine gewisse Anpassungsfähigkeit auch unter Stress zu besitzen. Aus Sicht Steins sollte für einen erfolgreichen Fortbestand der Demokratie Vorsorge geleistet werden. Dazu gehöre, dass es eine institutionelle Vorsorge gebe, bei der man sich den Herausforderungen stelle. „Es ist zudem nicht nur eine wehrhafte Demokratie, sondern auch eine handlungsfähige Armee notwendig“, so Stein. Des Weiteren werde eine Risiko-Kommunikation, sowie eine Problemlösungs-Kommunikation benötigt. „Wir benötigen ein Bürgerethos, bei dem sich jede und jeder Einzelne bewusst macht, worum es geht“, sagte Prof. Dr. Tine Stein weiter. Dazu gehöre, die Vorzüge der Demokratie zu kennen: „In der politischen Bildung lag der Fokus lange Zeit auf der Kritikfähigkeit, doch man muss auch das Gute sehen und erkennen“.
An den Vortrag Steins schloss sich eine lebhafte Diskussion mit den Besucherinnen und Besuchern, viele Studierende, aber auch andere Interessierte an, bei der auch die Religion miteinbezogen wurde. Daniela Ramb von der khg dankte Prof. Dr. Tine Stein anschließend herzlich für den Vortrag und den anschließenden Austausch zum Thema.
Vera Wölk, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit