Auf dem Weg in die Ewige Stadt

ROMotion2040+ Männer machen sich auf den Weg

12 Männer verschiedener Konfession pilgern am 2. September durch Göttingen – im Jahr 2040 wollen sie Rom erreichen.

Beim Neujahrsempfang 2012 in der Kirchengemeinde St. Martin Hannover-Ost stand auf einmal eine Frage im Raum: könnte Pilgern, insbesondere für Männer, zu besonderen Formen von Spiritualität führen? Könnte eine Pilgerwanderung neue Impulse für den Glauben im Leben von Männern bringen?

Bald waren Interessierte gefunden, und seitdem pilgerte eine Gruppe von 12 Männern verschiedener Konfession jährlich mehrere Etappen auf dem ökumenischen Pilgerweg Loccum-Volkenroda, der sich über 300 km von Niedersachsen bis nach Thüringen erstreckt. Jedes Jahr wurden die inhaltlichen Vorbereitungen untereinander aufgeteilt und gerieten dadurch sehr persönlich. Das selbst zusammengestellte Pilgerheft mit Impulsen, Gebeten und Liedern wurde von Jahr zu Jahr immer dicker.

Im September 2015 ist die Gruppe der Pilgerbrüder schließlich in Volkenroda angekommen. Sie blickte auf schöne Pilgererlebnisse zurück. Das tägliche Laufen, die körperliche Erfahrung, das Singen, das Beten, das Schweigen, die Mahlzeiten, die Gemeinschaft und das Lachen.  Wenn wir Männer gemeinsam pilgern, bildet sich ein wunderbarer Einklang zwischen Tiefsinn und Frohsinn.

Nun lautete die Frage: Wie kann dieser gemeinsame Lebensweg fortgesetzt werden? 

Wir fassten den Entschluss, eines der drei großen christlichen Pilgerziele anzustreben: die Ewige Stadt Rom. Zu Fuß wollen wir sie erreichen und uns dafür viele Jahre Zeit zum Laufen, Beten und Singen nehmen. Über 2000 km, 40.000 Höhenmeter, ein Hoch- und mehrere Mittelgebirge sind zu überwinden sowie eine Menge Zeit.

Es werden über 100 Tage der Wanderung sein, und so haben wir uns vorgenommen, diese Wegstrecke zusammen in 25 Jahren zu laufen, jedes Jahr in 3-5 Tagesetappen. Die meisten von uns werden dann, so Gott will, etwa 75 Jahre alt sein.

Die Vorstellung, über so viele Jahre miteinander Zeit zu verbringen, gemeinsam älter zu werden, Lebenszeit in christlicher Gemeinschaft und Freundschaft zu verbringen, fasziniert uns sehr.

Im September 2016 startete die Gruppe von der Marktkirche Hannover Richtung Süden, erhielt in der St. Clemensbasilika den Pilgersegen von Propst Martin Tenge und wanderte über Laatzen, Sarstedt, Hildesheim und Alfeld bis nach Bad Gandersheim. Auf dem Weg gab es vielfältige, selbst vorbereitete spirituelle Impulse (2016 zum Thema des Heiligen Jahres „Barmherzigkeit“), viel gemeinsamen Gesang, stimmungsvolle Wortgottesdienste und einen spontanen Besuch auf dem Gemeindefest in Winzenburg, wo wir Pilger aufs Herzlichste begrüßt und bewirtet wurden. Die ersten 100 km waren geschafft!

Im Jahr 2017 pilgert die Gruppe nun weiter von Bad Gandersheim, Northeim, Göttingen bis nach Friedland. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums steht Martin Luther diesmal für uns im Fokus unserer Impulse, Gedanken und Gebete. Wir versuchen dabei, den Schatz der Reformation in unserer Zeit zu erkennen. Wie hätte Martin Luther heute den Zustand seiner Kirche(n) empfunden? Welche Aufgaben und Veränderungen stehen unseren Kirchen heute ins Haus? Mit welchen Worten wenden wir uns heute an Gott?

Unter dem Arbeitstitel ROMotion2040+ sind wir in Bewegung gekommen, Richtung Rom, in unsere zweite Lebenshälfte, hoffentlich in die Nähe zu Gott. Wir möchten uns immer wieder öffnen, aufeinander hören, als Gruppe entwickeln und in Christi Sinne auf neue Art Gemeinschaft sein. Wir hoffen heute , dass wir 12 Männer im Jahre 2040 einmal auf den Petersplatz treten werden und dankbar auf die vielen Jahre gelebter Gemeinschaft zurückblicken können. Wir wollen aber auch diejenigen mit nach Rom tragen, die den Weg vielleicht nicht werden schaffen können.

Thomas Göbel-Groß