Den Hebel im Kopf umlegen

Caritas in Duderstadt bietet Finanzcoaching für Jugendliche

Duderstadt (kpg) – Die Autoversicherung ist fällig, das Weihnachtsgeld verbraucht, die Miete abgebucht, die Heizkosten gestiegen: Der Blick auf den Kontostand ist zum Jahresbeginn oft kein Vergnügen. Damit aus einem einmaligen finanziellen Engpass kein Dauerzustand wird, haben die Caritasverbände für Stadt und Landkreis Göttingen, Northeim und Osterode ein neues Konzept entwickelt, dass sich vor allem an junge Erwachsene richtet: Bei Finanzcoach Anja Maria Schaak vom Caritasverband in Duderstadt können die jungen Leute den Umgang mit Geld lernen.

Der Bedarf dafür ist da, weiß die Sozialpädagogin: Bundesweit sind 850 000 junge Erwachsene zwischen 18 und 20 Jahren verschuldet, 250 000 bereits überschuldet. Der Grund dafür ist oft falsches Konsumverhalten, so Schaak: „Es wird uns allen viel zu leicht gemacht, uns Dinge zu kaufen, für das nötige Geld gar nicht da ist. Und auch das Sparen ist nicht mehr in den Köpfen verankert.“ Dazu komme, dass viele Kinder vor allem in sozial benachteiligten Elternhäusern den Umgang mit Geld nicht mehr lernen. Im Rahmen des dreijährigen Pilotprojekts, das seit einigen Wochen läuft und aus Mitteln der ARD-Fernsehlotterie finanziert wird, besucht die 31-Jährige vor allem Haupt- und Berufsschulen sowie Einrichtungen der Jugendhilfe in Südostniedersachsen, sie organisiert Projektwochen, Einzelveranstaltungen und Workshops. Taschengeld und erstes Einkommen, Handyschulden, Werbung, das erste Auto oder die erste eigene Wohnung, der Umgang mit Banken und Versicherungen – all diese Themen kommen zur Sprache.

Schaaks Ziel: Sie will die jungen Erwachsenen zum Umdenken bewegen. Sie sollen lernen: Wichtiger als ein neues Handy oder die trendigen Markenklamotten ist es, am Ende des Monats noch Geld für das Lebensnotwendige übrig zu haben – und das auch rechtzeitig zu planen. „Die Jugendlichen müssen lernen, dass jeder für sein Tun die Verantwortung trägt.“ Denn nur wer rechtzeitig lerne, mit seinem Geld umzugehen, gerate später nicht in die Schuldenspirale. Noch steht Schaak am Anfang des Projektes, aber sie ist zuversichtlich: „Wenn ich von 20 Jugendlichen zwei erreiche, bei denen der Hebel im Kopf zu einer vorausschauenden Lebensplanung umgelegt wird, dann bin ich schon weit gekommen.“