„Ein Stück gelebte Altenpflege“

Angehörige entlasten und Senioren aktivieren: das schafft die Caritas-Gruppe „Carena“

Göttingen (kpg) – „Sie kommen“, sagt Gudrun Trapphagen, die aus dem zweiten Stock des Caritas Seniorenstiftes St. Paulus Ausschau nach dem Kleinbus der Johanniter gehalten hat. „Sie“, das sind acht Seniorinnen und Senioren, die noch zu Hause leben und dort von ihren Angehörigen betreut werden. Einmal in der Woche besuchen sie für drei Stunden das Seniorenstift.

„CARENA“ heißt das Angebot, das der Caritasverband für Stadt und Landkreis Göttingen, die Caritas-Sozialstation Göttingen-Gleichen, das Seniorenstift und das BONUS-Freiwilligenzentrum in Göttingen seit ein paar Monaten gemeinsam anbieten: „CARitas ENtlastet Angehörige“. Zwei Fachkräfte des Seniorenstiftes und der Sozialstation nehmen sich mit zwei ehrenamtlichen Helfern der älteren Herrschaften – alle leiden an einer leichten oder mittelschweren Demenz – an, damit deren Angehörige zumindest für ein paar Stunden in der Woche Zeit haben: Zeit für sich oder Zeit für nötige Erledigungen. Menschen, die ihre dementen Angehörigen zu Hause betreuen, stehen unter einer permanenten Anspannung, weiß Gudrun Trapphagen. Sie ist Fachkraft für Gerontopsychiatrie im Begleitenden Dienst des Seniorenstiftes. Weil Demenzkranke rund um die Uhr betreut werden müssen, sei die Grenze der Belastbarkeit für die pflegenden Angehörigen schnell erreicht.

Die Betreuung beginnt an der eigenen Haustür: Ein Bus der Johanniter holt die Seniorinnen und Senioren zu Hause ab, am Eingang des Seniorenstiftes nehmen die CARENA-Mitarbeiter ihre Gäste in Empfang. Der Verlauf des Nachmittages ist immer gleich. „Da für Demenzkranke jeder Tag eine neue Herausforderung ist, versuchen wir, unseren Gästen durch die immer gleiche Struktur ein Stück Sicherheit zu geben“, so Trapphagen. Bei einem gemütlichen Plausch im Wohnzimmer des Seniorenstiftes kommen die Frauen und Männer schnell miteinander ins Gespräch. Ganz gezielt versuchen Trapphagen und ihre Kollegin Sigrid Rippberger von der Sozialstation, durch Fragen, Anspielungen und vor allem durch gemeinsames Singen Erinnerungen wachzurufen. Und so geht ein Strahlen über die Gesichter, als Trapphagen ein altes Volkslied anstimmt. „Dieser Liederschatz ist auch bei Demenzkranken im Langzeitgedächtnis verankert“, hat sie festgestellt. Auch bei der anschließenden Sitzgymnastik, in der es darauf ankommt, mit einem kleinen Ball Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen, ertönt immer wieder lautes Lachen, wenn der Ball nicht mehr so will wie die Hände. „So lustig geht es bei uns immer zu“, sagt Steffen Bezold, der ehrenamtlich in der Gruppe mitarbeitet. Auch die häuslichen Fertigkeiten versuchen die Carena-Mitarbeiter zu aktivieren. So gehört zum anschließenden Kaffeetrinken in der Wohnküche des Seniorenstiftes dazu, dass die Senioren und Seniorinnen selbst den Tisch decken und später auch unter Anleitung den Abwasch übernehmen. „Die meisten freuen sich sogar, wenn sie helfen können“, so Trapphagen.

Auch in Duderstadt hat der Caritasverband mit dem Betreuungsangebot CARENA bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Im April vergangenen Jahres wurde die erste Gruppe eröffnet, der Zuspruch war bald so groß, dass eine zweite Gruppe folgte. Für Trapphagen keine Überraschung. „Für mich ist es einfach ein Stück gelebte Altenpflege.“

Wer seinen Angehörigen für die Gruppenbetreuung anmelden möchte, wendet sich in Göttingen an das Seniorenstift St. Paulus, Maria-Montessori-Weg 4, Tel.: 0551 / 547320 und in Duderstadt an den Caritasverband, Schützenring 1, Tel.: 05527 / 9813-0.

Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich melden beim Caritasverband in Göttingen, Godehardstraße 18, Tel.: 0551 / 999 59-0.