Ein Zelt für Hirt und Herde

St. Vinzenz in Göttingen-Weende feiert 50-jähriges Jubiläum

Göttingen (kpg) – Am Sonntag, 19. September, feiert die katholische Kirchengemeinde St. Paulus das 50-jährige Jubiläum der St. Vinzenz-Kirche in Göttingen-Weende. Der Festgottesdienst zum Jubiläum beginnt um 10 Uhr. Ab 12 Uhr lädt die Gemeinde zum Pfarrfest unter dem Motto „Wie in den 60er Jahren“ ein. Mit einer Vesper endet dann um 17 Uhr das Fest.

Wer heute Fotografien aus den 60er Jahren ansieht, der glaubt an eine Montage: Rund um die Kirche St. Vinzenz liegen grüne Wiesen, auf denen ein Schäfer seine Herde an der Kirche vorbei führt. Heute ist dieses Gebiet dicht bebaut, von dörflichem Charakter kaum noch eine Spur.

Vor dem Kirchbau hatte es in Göttingen nur zwei Seelsorgsbezirke gegeben, die 73 umliegende Ortschaften zu betreuen hatten: St. Michael in der Innenstadt und St. Paulus. Die Weender Katholiken, die zu St. Paulus gehörten, versammelten sich seit den 1930er Jahren zunächst in der ansässigen Volksschule, der heutigen Hennebergschule, nach 1945 durften sie die heilige Messe in der benachbarten evangelischen St. Petri-Kirche feiern. „Drangvoll eng ist es sonntags bei der Feier der heiligen Messe … und dabei gehen viele Katholiken des Ortes schon nach Göttingen zur Kirche!“ heißt es in einem Dokument des Kirchenbauvereins Weende aus dem Jahr 1958. Zu dieser Zeit lebten rund 1000 Katholiken in Weende: Neu Zugezogenen, Heimatvertriebene, Flüchtlinge.

Mit finanzieller Unterstützung des Bistums Hildesheim, des Bonifatiuswerks der Katholiken, des Mutterhauses der Vinzentinerinnen und durch zahlreiche Spenden kaufte die Gemeinde 1959 für
56 000 Mark ein 4600 Quadratmeter großes Grundstück am Flütenweg. Am 18. Dezember 1960 weihte der damalige Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen das Gotteshaus, das der Architekt wie ein Zelt konzipiert hatte – in Anklang an das biblische „Zelt Gottes unter den Menschen“, wie es in der Offenbarung heißt. Das Kirchweihfest begeht die Gemeinde immer im September zum Fest des Namenspatrons, des Heiligen Vinzenz. Über den Haupteingängen ist eine bildliche Darstellung des Heiligen zu sehen.

Zunächst gehörte St. Vinzenz noch zur Gemeinde St. Paulus, 1961 wurde sie zum selbstständigen Seelsorgebezirk erklärt, den Rang einer Pfarrgemeinde erhielt die Kuratiegemeinde erst am 1. November 1973. Bis 1982 lag die Gemeinde- und Seelsorgearbeit in den Händen der Franziskaner, denn an St. Vinzenz angegliedert war ein Pfarrkloster der Schlesischen Franziskanerprovinz. Vor zwei Jahren kehrte die Gemeinde dann in den Schoß ihrer einstigen Mutterpfarrei zurück: Seit dem 1. September 2008 gehört St. Vinzenz als eine von drei Kirchen wieder zur größeren Pfarrei St. Paulus. Mit rund 8800 Katholiken ist sie die größte Pfarrei im Dekanat Göttingen. Besonders großen Wert legt die Gemeinde auf die Kinder- und Jugendarbeit, ein weiterer Schwerpunkt ist die Kirchenmusik. Pfarrer Hans Haase, seit 2002 in St. Vinzenz tätig und heute Pfarrer der Paulusgemeinde, blickt jedenfalls optimistisch in die Zukunft: „Auch wenn heute kein Hirte mehr neben der St. Vinzenz-Kirche seine Schafe weiden könnte, so bleibt doch das Bild von Jesus, dem guten Hirten, der uns all die Jahre geführt hat, auch in viele neue Situationen, und der uns auch heute noch führt.“

Hinweis: Start der Jubiläumsfeierlichkeiten ist bereits an diesem Sonntag, 12. September. Im Sonntagsgottesdienst um 11 Uhr wird Schwester Maria Teresa Slaby, die Generaloberin der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Hildesheim, eine Ansprache halten. Anschließend lädt die Gemeinde zum Sektempfang im Pfarrheim.