Eine wechselvolle Geschichte

Kolpingsfamilie Göttingen feiert 125-jähriges Jubiläum

Göttingen (kpg) – Die Kolpingsfamilie Göttingen feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der Festakt am Samstag, 6. September.

„Es ist schon Wahnsinn, was in 125 Jahren alles passiert ist“, sagt Bernd Müller, Vorsitzender der Kolpingsfamilie. Er hat die Geschichte des Vereins für eine Chronik recherchiert, die in diesen Tagen erscheint. „Allein die Gründung ist schon etwas besonderes: ein katholischer Verein in einer protestantischen Universitätsstadt, das war ungewöhnlich.“ Dass das Gründungsdatum überhaupt bekannt ist, verdankt die Kolpingsfamilie einer Postkarte aus dem Jahr 1908, die auf das 25. Stiftungsfest verweist. Sie ist zugleich das älteste Dokument des Vereins, der am 7. September 1883 vom Göttinger Bäckergesellen Franz Wichmann gegründet wurde.

Bereits 1910 zählte die Kolpingsfamilie 61 Mitglieder. Die vorrangige Aufgabe damals: nach dem Vorbild Adolph Kolpings, der den ersten Verein in Köln gegründet hatte, durchreisende Handwerksgesellen zu beherbergen und zu verpflegen. Auch eine eigene Turnabteilung, gegründet 1904, und der Männergesangsverein „Cäcilia“, der bis heute besteht, sind aus der Kolpingsfamilie hervorgegangen. Mit der nationalsozialistischen Diktatur brach dann auch für die Kolpingmitglieder eine schwere Zeit an: 1939 wurde der Gesellenverein beim Stammbuch in Köln als ruhend abgesetzt. Schriftliches ist aus dieser Zeit kaum erhalten, da Unterlagen vernichtet wurden, um sie dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen, so Müller. Doch schon kurz nach Kriegsende kamen 18 Mitglieder zu ersten wieder öffentlichen Versammlung am 25. Mai 1946 zusammen. Ein weiterer „Meilenstein“ in der Geschichte der Kolpingsfamilie: Nach einer Zeit des Mitgliederschwundes wurden 1970 erstmals Frauen in den Verein aufgenommen, weitere fünf Jahre später kamen 40 Jungen und Mädchen als eigene „Jungkolpinggruppe“ dazu. 150 Mitglieder zählte der Verband zu diesem Zeitpunkt.

Heute gehören der Göttinger Kolpingsfamilie, die zu den ältesten des Bistums Hildesheim gehört, noch 60 Mitglieder an. „Die lebenslange Mitgliedschaft gibt es fast nicht mehr“, sagt Müller, der selber seit über 40 Jahren Kolpingmitglied ist. Die stärkste Gruppe innerhalb des Verbandes ist der Familienkreis, ebenfalls aktiv ist der Seniorenkreis, der seit 1987 besteht. Um der Tendenz der Überalterung entgegenzuwirken, veranstaltet die Kolpingsfamilie einmal im Jahr einen Familientag. „Da kommen dann auch die Enkel der Kolpingbrüder mit“, so Müller. Neben der Familienarbeit ist Müller auch die sozialpolitische Komponente wichtig. Der Verein ist Gründungs- und Fördermitglied des Vereins „gemeinnützige Beschäftigungsinitiative Göttingen“, einem Projekt für Langzeitarbeitslose.

Um die Zukunft des Verbandes macht Müller sich wenig Sorgen. Da die Kolpingsfamilie gemeindeübergreifend besteht, sieht er in den Zusammenlegungen der Pfarreien zu größeren Einheiten sogar eine Chance: „Wir rücken näher zusammen. Und außerdem: Auf und Ab´s gab es bei uns immer.“

Die Kolpingsfamilie Göttingen feiert ihr 125-jähriges Jubiläum am Samstag, 6. September, mit einem Festgottesdienst in St. Heinrich und Kunigunde mit Diözesanpräses Klaus Funke. Um 20 Uhr spricht der Hildesheimer Generalvikar Dr. Werner Schreer zum Thema „Familie im Umbruch.