Hier sitzt niemand allein am Tisch

Schüler der Godehardgrundschule besuchen regelmäßig Senioren im Altenheim

Göttingen (kpg) – „Schau mal, so musst du das machen“, sagt die achtjährige Sarah zu der alten Dame neben sich und schneidet dann behutsam die Form eines Hasen aus braunem Pappkarton. Aufmerksam schaut die Seniorin zu und versucht es dann selbst. Zwei Stühle weiter erklingt leises Lachen: Die Bastelarbeiten haben eine Seniorin an ihre Kindheit erinnert, von der sie jetzt eifrig der neunjährigen Celina erzählt. Und am Ende des großen runden Tisches berichtet Elena begeistert vom letzten Besuch bei ihren Großeltern.

Alle vierzehn Tage geht es im Caritas-Seniorenstift St. Paulus in Göttingen so lebhaft zu. Denn dann besuchen Schülerinnen der dritten Klasse der katholischen Godehardschule die Senioren des Altenheims. „Gummibär trifft Brausepulver“ heißt das Projekt der Schul-AG, die ein Schulhalbjahr dauert. Eine weitere Gruppe ist zeitgleich im Altenheim Pro Seniore Posthof zu Gast. „Wir wollen Generationen zusammenbringen, die heute nicht mehr selbstverständlich miteinander leben und wohnen“, so Martina Herr vom Bonus-Freiwilligenzentrum der Caritas, die das diakonische Praktikum gemeinsam mit der Schule und den Seniorenheimen initiiert hat.

Wie gut das funktioniert, ist schon an der Lautstärke zu messen. Hier sitzt niemand still oder für sich allein am Tisch: „Unsere Senioren blühen hier richtig auf“, freut sich Waltraud Weber-Eidt vom Caritas-Seniorenstift. Heute wird gemeinsam gebastelt. Zudem haben die Mädchen Freundschaftsbänder für die Senioren geflochten. An einem anderen Nachmittag steht „Schulzeit gestern und heute“ auf dem Programm, ein Thema, mit dem sich Jung und Alt gleichermaßen auskennen. In vierzehn Tagen werden Senioren und Schülerinnen ihre Lieblingssüßigkeiten mitbringen, ebenfalls ein Thema, bei dem jeder mitreden kann.

Die Gruppe bleibt über ein halbes Jahr dieselbe, so dass Kinder und Senioren ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. „Miteinander ins Gespräch zu kommen und sich kennen zu lernen ist unser wichtigstes Ziel. Wir mussten einige Kinder mittlerweile sogar auf später vertrösten, die auch gern dabei sein wollten, weil ihre Klassenkameraden so begeistert davon sind, hierherzukommen“, sagt Katharina Priemer, Konrektorin an der Ganztagsschule. Martina Herr würde sich deshalb freuen, wenn dieses Projekt zu einem Vorbild für andere Schulen und Seniorenheime werden könnte. „Denn wenn Schüler sich schon im Grundschulalter freiwillig engagieren, dann bleiben sie hoffentlich auch später dabei.“