Keine „Schlappsäcke“

49 Göttinger Jugendliche leisten ehrenamtliches Sozialpraktikum

Göttingen (kpg) – Sie bringen Kindergartenkindern HipHop bei, helfen Grundschülern bei den Hausaufgaben oder besuchen alte Menschen im Pflegeheim: 49 Schülerinnen und Schüler der Personn-Realschule und des Otto-Hahn-Gymnasiums aus Göttingen absolvieren derzeit ein sechsmonatiges Sozialpraktikum neben der Schule.

Auch die 16-jährige Catrina Ahlborn vom Otto-Hahn-Gymnasium musste nicht lange überlegen, ob sie wöchentlich drei Stunden ihrer Freizeit opfert. Immer montags hilft sie Kindern im Nachbarschaftszentrum Grone bei ihren Hausaufgaben, übt mit ihnen Diktate oder erklärt ihnen die Mathe-Aufgaben. „Es macht einfach Spaß, den Kindern zu helfen – und es bringt auch was: Viele haben sich in der Schule verbessert, manche sind um drei Noten besser geworden.“ – „Außerdem habe ich auch Kinder aus anderen Kulturen kennen gelernt, die ich sonst nie getroffen hätte“, ergänzt ihre Freundin Norina Freyberg, die sich ebenfalls in der Hausaufgabenhilfe engagiert. In dem Stadtteil leben Menschen aus 48 Nationen. Nicht nur die Kinder, auch Anne Cordes, Leiterin des Nachbarschaftszentrums, ist dankbar für das Engagement der Jugendlichen: „Das, was die jungen Leute hier machen, könnten wir mit unserem Personal gar nicht leisten. Und sie schaffen einen ungeheuren Beitrag zur Integration.“

Das Sozialpraktikum, das organisiert wird vom Caritas-Freiwilligenzentrum, hat bereits Tradition in Göttingen. Die Einsatzorte hat Leiterin Martina Herr gesucht und vermittelt. Im Vorfeld hat sie sich mit allen Jugendlichen getroffen, um herauszufinden, welche Aufgabe für jeden einzelnen die richtige ist. Neu in diesem Jahr: Neun so genannte „Mentoren“ – alle arbeiten ebenfalls ehrenamtlich – begleiten die Schülerinnen und Schüler, besuchen sie an ihren Einsatzorten, helfen bei offenen Fragen, halten Kontakt zum Freiwilligenzentrum und zu den Schulen, in denen das Sozialpraktikum im Rahmen des Religions- oder des Werte- und Normen-Unterrichts theoretisch aufgearbeitet wird. Angelika Ungerer, Lehrerin an der Personn-Realschule, möchte darauf nicht mehr verzichten: „Schule ist nicht nur dazu da, dass Schüler fachliche Qualifikationen erreichen, sie müssen auch soziale Kompetenz erlernen. Und das gelingt mit diesem Praktikum.“ Und Mentorin Marianne Albin ergänzt: „Immer wird gesagt: Die Jugendlichen von heute sind richtige Schlappsäcke und nicht zuverlässig. Und das muss ich jetzt absolut dementieren.“

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: „Wir haben so viele engagierte Jugendliche. Für das nächste Mal brauchen wir noch mehr Einsatzstellen, die den Jugendlichen die Chance geben, ihr Können zu zeigen“, so Martina Herr.