„Manpower“ unterstützt einen Tag lang sozialen Mittagstisch in Göttingen

Der Malteser Hilfsdienst vermittelt Firmen für einen Tag an soziale Einrichtungen

Göttingen (sj) - Sechs Mitarbeiterinnen des Personalvermittlungs-Unternehmens Manpower, die normalerweise in ihrer Niederlassung in Göttingen Arbeitskräfte an Firmen vermitteln, gingen am vergangenen Montag einer ganz anderen Beschäftigung nach: Sie kauften Lebensmittel ein, kochten Spaghetti Bolognese und backten Kuchen für die Gäste des sozialen Mittagstischs in der St.-Michael-Gemeinde im Stadtzentrum. Darüber hinaus brachten sie die Räume der Einrichtung auf Vordermann, putzten Fenster, schrubbten Fußböden und sorgten für adventliche Dekoration. Sie unterstützten beim sogenannten „Social Day“ ein soziales Projekt, das den Maltesern wichtig ist.

Für ihren sozialen Tag wurden die Mitarbeiter freigestellt, denn Manpower fördert bundesweit gemeinnützige Einrichtungen unter dem Slogan „24 help“. Vermittelt wurde das Mittagstisch-Projekt vom Malteser Hilfsdienst, der Unternehmen und soziale Einrichtungen zusammenbringt. Einen Tag lang können sich Firmen für soziale Dienste engagieren, für die sich normalerweise regelmäßig Ehrenamtliche einsetzen. „Viele Teilnehmer, die beim Malteser-Social-Day soziale Brennpunkte fördern, gewinnen ganz neue Erkenntnisse darüber, wie gut es tut Hilfe zu leisten und Not zu lindern,“ sagt Sylvia Teichert, Projektleiterin der Malteser.

Drei ehrenamtliche Göttinger Malteser stellten sich den Manpower-Mitarbeiterinnen beim ersten „Social Day“ der Malteser in Göttingen als Begleiter und Handlanger zur Verfügung. Friedrich Graf von Spee, kommissarischer Stadtbeauftragter, Stefan Thies, Leiter der Schnelleinsatzgruppe, und Lisa Friedrich, Rettungsassistentin, stiegen zum Beispiel auf die Leiter, um Adventskränze an der Decke anzubringen, oder räumten die Spülmaschine aus. Von Spee sagte: „Der erste Schritt für diese Aktion kam von Manpower. Das Unternehmen hatte sich um ein soziales Projekt in Göttingen beworben. Den Einsatz beim Mittagstisch in St. Michael haben wir Malteser vorgeschlagen.“

Zu Beginn ihrer Arbeit in der Küche erklärte der Leiter des Mittagstischs Ralf-Peter Reinke den Manpower-Beschäftigten die Bedienung der Küchengeräte. Auf die Frage, wo der elektrische Mixer sei, antwortete er: „Gibt es nicht.“ Für das Blechkuchen-Rezept mit Sahnehaube bewiesen die Mitarbeiterinnen ihre „Manpower“. Sie mischten den Teig per Hand und schlugen die Sahne mit einem Schneebesen steif. Um 11.30 Uhr machte Reinke darauf aufmerksam: „Es ist jetzt Zeit die Getränke vorzubereiten.“ Der Sozialpädagoge hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Gästen Verlässlichkeit zu bieten. Unter ihnen seien viele Drogenabhängige, für die der Mittagstisch die einzige soziale Anlaufstelle überhaupt ist. Wenn um 12 Uhr die Tür geöffnet werde, müssen nicht nur warmes Essen, sondern auch Kaffee, Kakao und Saftschorlen bereitstehen.

Pünktlich um 12 Uhr kamen etwa 40 Mittagstisch-Besucher zur Essensausgabe und freuten sich, dass es statt Eintopf ausnahmsweise Spaghetti mit einer Sauce Bolognese aus Rindfleisch und Parmesan gab und dazu noch Salat und Kuchen. Außerdem schaute Matthias Heller vorbei, der an diesem Tag als Ehrenamtlicher bei der Essenausgabe an der Reihe gewesen wäre. Der Lehrer hat einen Stundenplan, der es ihm erlaubt, alle 14 Tage einmal zu helfen. Auf die Frage, warum er sich für den Mittagstisch der St.-Michael-Gemeinde einsetzt, sagte er: „Die Menschen, die hierher kommen, befinden sich in einer Ecke der Gesellschaft, für die sich viele nur ungern ehrenamtlich engagieren wollen.“ Aber auch ihnen müsse geholfen werden.

Manpower-Sprecherin Melanie Zeh meinte: „Es ist unsere tägliche berufliche Aufgabe, viele Menschen zu beraten, und das können wir auch gut. Dass wir hier etwas ganz anderes leisten, finde ich sehr spannend.“ Das Manpower-Team war sich einig: Es macht Spaß, einmal etwas Gemeinnütziges für Menschen am Rande der Gesellschaft zu tun.

Den Menschen, die zum sozialen Mittagstisch kommen, fehlt es nicht nur an Geld, um sich eine warme Mahlzeit zu kochen. Sie schätzen auch die regelmäßigen Gespräche mit anderen. Einer von ihnen ist Jürgen, 42 Jahre alt und gelernter Schlosser. Er lebt von Hartz IV und sagt: „Allein zu kochen macht erstens keinen Spaß und zweitens ist das Geld zur Monatsmitte alle. Es schmeckt hier immer lecker und ich kann mich nett unterhalten.“ Er hat nach einigen befristeten und schlecht bezahlten Jobs inzwischen die Hoffnung aufgegeben, dass er eine Anstellung finden wird, die „menschenwürdig bezahlt wird“.

Der 25-jährige Daniel zum Beispiel ist gelernter Restaurantfachmann. Mehr als zwei Jahre war er in seinem Beruf beschäftigt, als ihm gekündigt wurde. Er hat Anspruch auf Arbeitslosengeld I, wartet aber schon seit sechs Wochen auf einen Bescheid und Geld „vom Amt“. Daniel hat Angst davor, dass er zum Jahresende auch seine Wohnung verlieren könnte, weil er die Miete nicht bezahlen kann.

Die Schicksale der Gäste gingen an den Manpower-Mitarbeitern nicht spurlos vorbei. Sie waren berührt von den Menschen, die ihnen Komplimente für ihr gutes Essen machten. Manpower-Mitarbeiterin Annika Lohrengel sagte: „Mit dieser Aktion wird man wieder ein bisschen geerdet.“
Auch im nächsten Jahr will das Manpower-Team wieder ein soziales Projekt gemeinsam mit den Maltesern anbieten. „Die Zusammenarbeit mit den Maltesern war super,“ erklärte Manpower-Frau Melanie Zeh.

Der Mittagstisch in der St.-Michael-Gemeinde im Stadtzentrum Göttingen wurde 1990 gegründet. An kalten Wintertagen kommen bis zu 70 Menschen. Für 25 Cent werktags und 60 Cent an Wochenenden und Feiertagen erhalten Bedürftige täglich zwischen 12 und 13.30 Uhr ein warmes Mittagessen. Es ist der einzige soziale Mittagstisch, der in Göttingen angeboten wird. Werktags liefert die Göttinger Tafel Eintöpfe aus Großküchen der Umgebung, am Wochenende kochen Ehrenamtliche. 50 Freiwillige wechseln sich bei der täglichen Essensausgabe und beim Kochen ab.