Schonungslose Aufklärung gefordert

Missbrauchsskandal Thema in Göttinger Sonntagsmessen

Göttingen (kpg) – Pater Manfred Hösl, Pfarrer von St. Michael in Göttingen und Jesuit, hat in allen Sonntagsmessen den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche thematisiert. Zuvor war bekannt geworden, dass Jesuitenpatres seit den 70er Jahren für sexuelle Übergriffe auf Jugendliche unter anderem in Berlin, Sankt Blasien und Hannover verantwortlich seien. Einer der Patres hat in den 80er Jahren in Göttingen als Jugendseelsorger gewirkt.

„Wir, die Jesuiten, die Kirche, müssen diese Fälle in Berlin, in Sankt Blasien, Göttingen und wo auch immer schonungslos aufklären“, so Pater Hösl in seiner Predigt. In den vergangenen Jahren sei „zu viel vertuscht und verschwiegen“ worden. Das sei der falsche Weg gewesen, denn: „Auch ein Priester, und habe er sich noch so sehr verdient gemacht, ist zunächst ein Bürger dieses Staates und hat seinen Gesetzen Folge zu leisten.“ Zugleich sprach Hösl den Opfern des Missbrauchsskandals sein Mitgefühl aus – „auch wenn mein Mitleid ihnen nicht weiterhilft“.

Die jetzige Situation berge für die Kirche aber eine Chance: die Chance für mehr Wahrheit. „Wenn wir jetzt ehrlich ans Aufräumen gehen – und das heißt eben nicht unter den Teppich kehren – dann können wir eine neue Glaubwürdigkeit erarbeiten“, so Hösl.

In allen Sonntagsgottesdiensten sollte zudem ein Wort des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle verlesen werden. Der Bischof drückt in diesem Schreiben den Opfern sein tiefstes Mitgefühl aus und verspricht ihnen Begleitung und Hilfe.