Vom Bürostuhl in den Sattel

Bonus-Freiwilligenzentrum bringt Wirtschaft und soziale Einrichtungen zusammen

Göttingen (kpg) – Das war schon ein lang gehegter Traum, der sich da jetzt für zehn junge Mädchen des Psychagogischen Kinderheims Rittmarshausen e.V. in Göttingen erfüllte: Einen Tag lang durften die 8- bis 17-Jährigen auf dem Reiterhof Hirschberg in der Nähe von Kassel verbringen. Möglich gemacht hat das eine gemeinsame Initiative vom Bonus-Freiwilligenzentrum der Caritas und der BARMER in Göttingen: „Corporate Volunteering“, betriebliches Freiwilligenprogramm, heißt das Konzept, das der Verband nun erstmals umgesetzt hat.

Für Thomas Schultz, bei der Barmer zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, kam die Anfrage des Bonus-Freiwilligenzentrums wie gerufen, schon lange hatte er nach einer Möglichkeit gesucht, sich zu engagieren: „Es gibt so viele Kinder, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen“, so der Vater einer 16-jährigen Tochter, der mit drei weiteren Kollegen seine Freizeit zur Verfügung gestellt hat. Reiten, Pferde striegeln und ein gemeinsames Picknick standen auf dem Programm – und für die Mädchen die ganz neue Erfahrung, dass Erwachsene, noch dazu aus einer völlig anderen Lebenswelt, sich für sie interessieren. „Die Kinder kommen aus schwierigen Verhältnissen und haben oft einen Vertrauensverlust und zahlreiche Beziehungsabbrüche zu verkraften“, so Ramona Vockenberg, Erzieherin in der Notaufnahmegruppe des Kinderheims. „Gerade diese Kinder sind häufig orientierungslos. Sie brauchen Halt und Sicherheit und Erwachsene, die etwas gemeinsam mit ihnen erleben und für sie da sind.“ Das sei viel wichtiger als eine einmalige Spende.

Dass Wirtschaftsunternehmen sich für soziale Einrichtungen und Projekte engagieren, sei natürlich nichts Neues, so Initiatorin Martina Herr vom Bonus-Freiwilligenzentrum. „Dass sie aber ihre Manpower zur Verfügung stellen und nicht nur Geld, das ist das Besondere dieses Projektes.“ Herr ist davon überzeugt, dass sich in Zukunft weitere Unternehmen an dieser Form des betrieblichen Freiwilligenprogramms beteiligen werden: „Vom Corporate Volunteering profitieren beiden Seiten: Für die soziale Einrichtung geht ein Wunsch in Erfüllung, der sich bislang vor allem aus Kostengründen nicht realisieren ließ, das Unternehmen kann mit seinem gemeinnützigen Engagement über seine Kernkompetenz hinaus punkten und außerdem die soziale Kompetenz seiner Mitarbeiter schulen – und zwar besser als in jedem Seminar.“

Sich nur einen einzigen Tag lang zu engagieren und dann nie wieder von sich hören zu lassen, ist Thomas Schultz denn auch zu wenig. Er will die Mädchen des Kinderheims Rittmarshausen auch künftig nicht allein lassen. Ihm schwebt eine Patenschaft vor: Besondere Aktionen zur Weihnachtszeit etwa oder tatkräftige Unterstützung, wenn es um die berufliche Zukunft geht: „Wir sind ein Unternehmen, dass auch Praktikumsplätze zur Verfügung stellt und da könnten wir den Jugendlichen sicher eine Chance bieten.“

Mehr über das Projekt „Corporate Volunteering“ des Bonus-Freiwilligenzentrums Göttingen unter bonus@caritas-goettingen.de oder unter 0551 – 999 59-0.