Vor der Firmung in den Hörsaal

Kirche in Göttingen geht neue Wege in der Firmvorbereitung mit der „Firmuni“

Nachmittagsunterricht in Kleingruppen – das war einmal. In Göttingen geht die katholische Kirche neue Wege, um Jugendliche auf die Firmung vorzubereiten: mit einer Mischung aus selbst gewählten Aktivitäten und der „Firmuni“ nach dem Vorbild der Kinderuniversität.

Göttingen (kpg) – „Wenn es ein Chemie- oder Physikprofessor schafft, einen ganzen Hörsaal voller Kinder zu begeistern, warum sollten wir dann nicht Jugendliche vom Thema Religion begeistern können?“, hat sich Torsten Thiel, Jugendseelsorger des Dekanates Göttingen gefragt. Die Idee für die erste „Firmuni“ in Niedersachsen war geboren.

Und das Konzept scheint aufzugehen: Waren in vergangenen Jahren nur gut 20 Prozent der katholischen Jugendlichen eines Jahrgangs bereit, sich firmen zu lassen, so der Pastoralreferent, sind es nun 50 Prozent. 200 Firmbewerber werden zur Firmuni kommen – so viele, dass Thiel bereits einen größeren Hörsaal organisieren musste. Vier Vorlesungen werden sich die Jugendlichen anhören, auch der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat sich angekündigt. Er spricht am Dienstag, 4. November 2008, im Hörsaal „Maximus“ der mathematischen Fakultät zu den 15- und 16-Jährigen.

Zur Vorbereitung auf ihre Firmung konnten die Jugendlichen neben der „Firmuni“ aus 29 verschiedenen Angeboten wählen: Der Einblick in den Alltag eines Krankenhauses war dabei ebenso möglich wie der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Moringen, eine zweitägige Paddeltour auf der Werra oder die Mitarbeit beim Mittagstisch in St. Michael. In einem „Firmpass“ wurde die Beteiligung dokumentiert. Eine Veranstaltung zu besuchen, war für die Jugendlichen verpflichtend, im Schnitt haben die Firmbewerber aber bei drei Aktionen mitgemacht. „Wir sind total überrascht über diese große Resonanz“, freut sich Thiel. Beliebt ist das neue Firmkonzept auch über Göttingen hinaus: Thiel hat bereits Anfragen von Kollegen aus ganz Niedersachsen, die seine „Firmuni“ kopieren wollen.

Die Firmuni startet morgen, am 28. Oktober 2008, um 18 Uhr mit der Vorlesung „Gott suchen“ von Dechant Bernd Langer. Am Dienstag, 4. November 2008, spricht der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle ebenfalls um 18 Uhr zum Thema „Nach Jesus fragen“. „Mit Gott im Alltag leben“ mit dem Regens des Hildesheimer Priesterseminars, Dr. Christian Hennecke, und „Gott in den Sakramenten begegnen“ mit Pfarrer Thomas Jung aus Hann.Münden sind die weiteren Themen der Firmuni am 11. und 18. November um 18 Uhr. Die Vorlesungen dauern jeweils ca. 45 Minuten. Sie finden statt im Hörsaal „Maximum“ der Mathematischen Fakultät der Universität Göttingen, Bunsenstraße 3-5.


Stichwort „Firmung“:

Die Firmung (lateinisch „confirmatio“, Bestätigung, Bekräftigung) ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Die Firmung gilt als „Vollendung der Taufe“. Denn anders als bei der frühkindlichen Taufe bekräftigt der Firmbewerber noch einmal selbst seinen Glauben und die Zugehörigkeit zur Kirche. Er erfährt Stärkung (lateinisch „firmus“, stark) durch die Kraft des Heiligen Geistes. Für Pastoralreferent Torsten Thiel ist die Firmung zugleich eine Begleitung auf dem Weg ins Erwachsenwerden. „Jugendliche sollen spüren: Ich gehe diesen Weg nicht allein, sondern ich erfahre die Stärkung durch Gott.“