Zukunftsräume Göttingen - Wie ist der Stand des Immobilienprozesses?

Seit zwei Jahren läuft in den katholischen Pfarreien in Göttingen der Prozess "Zukunftsräume". Hier lesen Sie, wo der Prozess zurzeit steht.

Seit zwei Jahren befinden sich die katholischen Pfarreien in Göttingen nun bereits in dem Prozess „Zukunftsräume Göttingen“. Eine lange Zeit. Dies liegt vor allem daran, dass es nicht nur um Immobilien geht, sondern letztlich um die Ausrichtung der katholischen Kirche in Göttingen für die nächsten Jahre. Zudem haben sich in Göttingen vier Pfarreien gemeinsam auf den Weg gemacht. Viele Menschen beteiligen sich engagiert, um der Zukunft Wege zu bereiten.

Nachdem in einer ersten Phase des Prozesses das gemeinsame Vorgehen ausgehandelt wurde, folgte in der zweiten Phase eine umfangreiche Bestandsaufnahme. Dabei wurden nicht nur die Gebäude samt ihrer Zustände erfasst, sondern vor allem auch das Leben in den Pfarreien unter die Lupe genommen. Außerdem befasste man sich intensiv mit dem jeweiligen Sozialraum und führte beispielsweise Interviews mit Bürgermeister*innen oder evangelischen Pastor*innen.

Die sich daraus ergebenen Chancen und Herausforderungen flossen in die dritte Phase des Prozesses ein: „Perspektiven entwickeln“. Ganz offen und frei wurde hier zunächst versucht sich die Kirche in Göttingen von morgen zu erträumen und dabei auch die Perspektiven von Menschen einzubeziehen, die nicht zu den „Stammkunden“ gehören. Aus der Verbindung von Träumen und Realität entstanden in jeder Pfarrei Pastoralpläne, in denen die strategischen Ziele der nächsten fünf bis zehn Jahre, die operationalen Ziele der nächsten zwei bis drei Jahre und die Verantwortlichen für die Umsetzung festgehalten wurden.

In den Überlegungen wurde deutlich, wie groß die anstehenden Veränderungen sein werden. Dies betrifft nicht nur die Abnahme an Kirchenmitgliedschaft und Gottesdienstbesuch. Es gibt auch weniger Menschen, die sich für längerfristige Ehrenämter gewinnen lassen und auch die hauptamtlichen Mitarbeitenden nehmen ab. Auf der anderen Seite gibt es bereits jetzt viel Zusammenarbeit der Pfarreien, die sehr fruchtbar ist, wie beispielsweise die Firmvorbereitung oder der gemeinsam verantwortete Beerdigungsdienst. Auch ganz neue Wege tun sich auf, wie das ökumenische Projekt „Work-Life-Spirit“.

Als Antwort hierauf wurde ein neues, gemeinsames Leitungsmodell entwickelt. Kernelemente sind hierbei eine Doppelspitze aus „Verwaltungsleitung“ und „pastoraler Koordination“. Außerdem sind verlässliche Ansprechpersonen für jede Pfarrei ebenso vorgesehen, wie Raum für die überpfarrlichen Aufgaben und neue Initiativen. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung, an der Vertreter*innen aller Pfarreien teilnahmen, wurde sich sehr deutlich für dieses Modell ausgesprochen. Mittlerweile wurde darauf aufbauend ein überpfrarrliches pastorales Konzept geschrieben, was sich zurzeit in näherer Abstimmung befindet. Zur weiteren Förderung der Zusammenarbeit sprachen sich die Vertreter*innen der Pfarreien für ein sogenanntes „Pastorales Zentrum“ aus. Dies soll in St. Michael entstehen und dient vorrangig der Zusammenarbeit der hauptamtlichen Mitarbeitenden. In jeder Pfarrei bleiben Pfarrbüro, Aktivitäten, kirchliches Leben und Seelsorge-Angebote erhalten. Auch das Leben in jedem Kirchort soll gefördert und gestärkt werden.

Und die Gebäude? Nachdem erarbeitet wurde, wie die aktuelle Nutzung und der Bedarf im Sozialraum aussieht und die zukünftige Ausrichtung überlegt wurde, wird nun hinterfragt, welche Gebäude von den Pfarreien benötigt werden, welche Gebäude eine andere sinnvolle und kostenneutrale Nutzung haben und wie mit Räumen umzugehen ist, die eigentlich nicht mehr gebraucht werden. Dabei spielen auch Überlegungen zu Instanthaltung, Sanierung und angestrebter Klimaneutralität eine Rolle. Bisher wurden für alle Gebäude verschiedene mögliche Szenarien entwickelt, die nun näher geprüft und priorisiert werden. Hieraus wird zurzeit für jede Pfarrei ein Entwurf eines Immobilienkonzeptes entwickelt. Einen Beitrag haben auch Architektur-Studierende der HAWK geleistet, die für fünf Kirchorte exemplarische architektonische Entwürfe für eine Nutzungserweiterung erarbeitet und vorgestellt haben.

Wie im gesamten Prozess ist man auch bei diesem Schritt im engen Austausch mit Verantwortlichen auf Bistumsebene, damit ein aus mehreren Perspektiven geprüftes und tragfähiges Ergebnis entsteht. Anschließend werden Architekt*innen beauftragt, die Maßnahmenpakete, Zeitplan und Kostenschätzungen erstellen.

Vor der abschließenden Prüfung und Bewertung aller Ergebnisse, wird noch ein Finanzkonzept erstellt. In der vierten Phase fassen die Gremien der Pfarreien die nötigen Beschlüsse, ebenso wie der Wirtschaftsrat des Bistums. Und dann kann es an die Umsetzung gehen.

Der Prozess ist also bereits gut vorangeschritten. Einiges wurde erarbeitet und Manches wird noch finalisiert. Sobald sich auch eine bauliche Perspektive für die Kirchorte abzeichnet, wird hierüber vor Ort informiert werden. Auch bei Veränderungen bezüglich der Immobilien, die bis zur Abgabe von Gebäuden gehen können, steht bereits jetzt fest:

An jedem Kirchort bleibt das kirchliche Leben erhalten!

 

Geschrieben im Auftrag der Steuerungsgruppe des Prozesses von Ricardo Wickert